Smarte Städte machen das Leben Einfacher

Was macht eine Stadt heute wirklich „smart“? Eine smarte Stadt ist ein lernendes ­System, das das Leben für alle Menschen spürbar leichter, gesünder, sicherer und klimafreundlicher macht. Dazu verbindet sie mehrere ineinandergreifende Komponenten: verlässliche Informationen, optimale ­Infrastruktur, mehr Grün im Stadtraum, ressourcenschonende ­Gebäude, soziale Gerechtigkeit und vieles mehr.

Gute Entscheidungen basieren auf einfachen, gut verwendbaren Daten. Damit ist nicht gemeint, dass jede Bewegung überwacht wird – die Stadtplaner sollen wissen, wo es im Sommer besonders heiß wird, wo Häuser abgerissen werden, wann der Strombedarf hoch ist und wo es oft zu Staus kommt. Diese Informationen werden zusammengeführt, um gezielt zu handeln – durch mehr Schatten an heißen Plätzen, bessere Ampelschaltungen und clevere Stromnutzung. Der Schutz der Privatsphäre muss dabei ­gewährleistet werden: Daten müssen so verarbeitet werden, dass ­niemand persönlich erkannt wird und Regeln klar und öffentlich sind.

Der zweite Baustein ist die Natur in der Stadt – Bäume, begrünte Fassaden und Flächen, die Regen­wasser aufnehmen, wirken wie eine natürliche Klima­anlage. Sie kühlen, speichern Wasser für trockene Zeiten, schaffen Lebensraum für Tiere und machen den Aufenthalt auf Straßen und Plätzen angenehmer. Unsere Forschungsprojekte liefern dazu zahlreiche messbare Effekte: Temperaturreduktion unter Bäumen und bei Gebäudebegrünungen, Schutz der Konstruktion vor Witterung, Lärmschutz, attraktivere Schulwege, ein stärker genutzter öffentlicher Raum.

Der dritte Baustein sind unsere Gebäude, vor allem der Bestand. Die meisten Häuser, die 2050 stehen werden, existieren heute bereits. Sanieren lohnt sich also: Gute Dämmung, dichte Konstruktionen, kreislauffähige Materialien und eine einfache, zuverlässige Technik sparen Ressourcen, vermeiden Schäden und sorgen für ein gesundes Raumklima. Neubauten sollten aus regenerativen Materialien hergestellt werden. Unsere Städte sind Materiallager – was für Gebäude nicht geeignet ist, sollte in Infrastrukturbauwerke eingebaut werden.

Auch die Mobilität gehört zur smarten Stadt: Die Wege sollen kurz und sicher sein – Alltagswege sollen in etwa 15 Minuten zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen sein. Eine smarte Stadt führt zu weniger Unfällen, mehr zurückgelegten Schritten pro Tag, besserer Luft und weniger Stress.

Entscheidend ist, dass die Stadt gemeinsam mit den Menschen geplant wird: Wer vor Ort wohnt, arbeitet oder zur Schule geht, weiß am besten, wo die ­Probleme liegen. Daher gehören Beteiligung, verständliche Infor­mationen und klare Ziele zu jedem Planungs­prozess. Der Erfolg wird an dem gemessen, was wirklich erreicht wurde: weniger Hitze, weniger Ausstoß von Treibhausgasen, niedrigere Betriebskosten, bessere Gesundheit, leistbares Wohnen, barrierefreie Wege und mehr. Besonders wichtig ist der Blick auf vulnerable Gruppen: Kinder, Senioren, Menschen mit Behinderung oder wenig Einkommen. Erst wenn Verbesserungen bei allen ankommen, ist eine Stadt wirklich smart.

Kurz gesagt: Eine smarte Stadt ist eine Stadt, in der man gerne lebt. Sie nutzt Technik mit Augenmaß, baut auf Natur und gute Bauqualität und entscheidet auf Basis einfacher, seriöser Daten. Sie verbindet Daten und Ethik, Natur und Ingenieurskunst, Wartungsintelligenz und Inklusion. Dort, wo der Alltag spürbar angenehmer wird, hat die Smart City ihr Ziel erreicht.

Azra Korjenic
Institutsvorständin für Werkstoff­-
technologie, Bauphysik und Bauökologie
Technische Universität Wien

Illustration: Theresita Zacherl

Forbes Editors

Up to Date

Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen Sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.