TANKLAGER, ABER BITTE GRÜN

Schwedt ist ein kleines Örtchen im Osten Deutschlands – das ­jedoch über eine große Raffinerie verfügt. Wo bis vor einigen Jahren noch in konventionellen Tanklagern aus Stahl diverse Kraftstoffe gelagert wurden, werkt heute Joanna Hajnaj mit ihrem Unternehmen Environmental Protection Technology for Storage Tanks (EPT).

EPT hat sogenannte Schwimmdeckel aus GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) ­sowie neue Ringspaltdichtungen entwickelt, mit denen die Emissionen von Tanklagern um ein Vielfaches reduziert werden können. Denn diese sind durchaus ein Problem: 2020 produzierten Raffinerien in Deutschland Treibhausgase im Äquivalent von 22,9 Millionen Tonnen CO2. Hajnaj profitiert davon: Ihr Unternehmen bekommt mittlerweile Anfragen aus Katar und Singapur, denn die Industrie braucht neue, umweltfreundliche Alternativen.

„Wir haben Glück, denn die Regierungen haben in den letzten Jahren großen Druck auf Unternehmen ausgeübt, damit diese ihre Emissionen reduzieren“, sagt die Gründerin von EPT. Konventionelle Tank­deckel aus Stahl werden schneller kaputt und bieten so Raum für Löcher, über die CO2 und andere karzinogene Gase austreten können. „Am Anfang waren die Kunden etwas skeptisch, denn eine junge Frau, noch dazu ganz ohne technischen Background, sieht man in dieser Branche selten“, so Hajnaj.

Hajnaj studierte Public Relations und schloss später einen Master in Business Administration am ­University College London ab. Sie erkannte früh, dass zwar viel an Alternativen zu fossilen ­Brennstoffen geforscht wird – etwa im Bereich Wasserstoff –, dass die Gesellschaft aber noch länger Chemikalien und Brennöl benötigen wird. Also musste eine Lösung her. Weil sie aber eben kein technisches Studium abgeschlossen hatte, holte sich die Unternehmerin fähige Ingenieure an Bord. 2017 gründete sie EPT in München und reiste zu diversen Raffinerien, um ihr Produkt vorzustellen. Schon bald wurde ihr die Reiserei zu anstrengend – Hajnaj zog nach Schwedt, zu besagter Raffinerie.

Trotz – oder gerade wegen – ihrer Rolle als CEO geht Hajnaj gerne mit in die Tanks und ist offen, von den Technikern Neues zu lernen: „Es macht mir Spaß, mitzuerleben, wie ein System eingebaut und installiert wird – das sorgt oft für Verwunderung bei anderen.“ EPT stellt alle Einzelteile am und im Tank selbst her. Nach einem ausführlichen 3D-Scan wird alles auf mögliche Lecks und Bruchstellen überprüft, um Emissionsquellen zu lokalisieren.

Heute hat das Unternehmen 16 Mitarbeiter und erzielte letztes Jahr über drei Millionen € Umsatz. Zu den Kunden von EPT zählt unter anderem der britische Öl­konzern BP. Die einzige echte Konkurrenz für EPT sind und bleiben die konventionellen Tanklagerhersteller, die in ihrer Produktion hauptsächlich Stahl verwenden. Das ­Material ist vergleichsweise schwer, muss regel­mäßig gewartet werden und ist anfällig für Leaks und Emissions­löcher. „Früher hat man sich nicht ­darum gekümmert, wie viele Emissionen tatsächlich ausgestoßen werden und wie chemische Produkte gelagert werden. Heute aber müssen die Unternehmen Auflagen erfüllen“, unterstreicht Hajnaj ihre Perspektive.

Text: Lela Thun
Fotos: Thomas Dashuber

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 8–21 zum Thema „Women“.

Lela Thun,
Redakteurin

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