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Uber, bekannt vor allem als globaler Fahrdienstvermittler, erweitert sein Engagement im Bereich der Datenannotation für KI-Trainingsdaten. Nachdem Scale AI jüngst einen strategischen Anteil von 49 % an Meta verkauft hat, positioniert sich Uber mit seiner seit November 2024 operierenden Plattform „Uber AI Solutions“ als ernstzunehmender Konkurrent im Markt.
Scale AI’s Deal mit Meta hat im Branchenumfeld für Unruhe gesorgt. Führende Kunden wie OpenAI distanzieren sich aktuell von Scale. Auch Google will seine Zusammenarbeit neu justieren. Dieser Umbruch eröffnet Chancen für andere Anbieter, darunter auch Uber, die auf ihre Erfahrung mit flexiblen On-Demand-Dienstleistungen setzen.
„Bei Uber geht es schon immer darum, die Plattform der Wahl für flexible Arbeit zu sein“, sagte Megha Yethadka, General Managerin von Uber AI Solutions, gegenüber Forbes. Das Unternehmen greift auf seine weltweite Vermittlung von Fahrern zurück und überträgt dieses Modell nun auf digitale Aufgaben wie Datenannotation.
Uber kündigte an, seine Plattform auszubauen: Neben der Bereitstellung von fertigen Datensätzen in Audio, Video, Bild und Text, will das Unternehmen künftig auch seine internen Tools zur Projektverwaltung und das Netzwerk von beauftragten Clickworkern an Kunden lizenzieren. Zudem bietet Uber Lösungen an, mit denen Kunden eigene KI-Agenten entwickeln können, die etwa im Kundenservice aktiv werden.
Die Plattform firmierte zunächst unter dem Namen „Uber Scaled Solutions“ und wurde kürzlich in „Uber AI Solutions“ umbenannt. Die Umbenennung zielt darauf ab, den Fokus klarer auf den Bereich Künstliche Intelligenz zu legen.
Technisch setzt Uber verstärkt auf Automatisierung bei der Projektsteuerung: Kunden sollen ihre Datenanforderungen in einfacher Sprache eingeben können, woraufhin das System die Aufgabenverteilung, Workflow-Einrichtung und Qualitätssicherung übernimmt. Dadurch soll die Einbindung menschlicher Arbeitskräfte beschleunigt werden.
Aktuell ist Uber AI Solutions in über 30 Ländern aktiv – ein Ausbau von fünf Anfangsmärkten, darunter USA, Kanada und Indien. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl der Clickworker auf der Plattform verdoppelt. Details zur Gesamtzahl der Arbeitskräfte gibt das Unternehmen nicht preis, spricht aber von „Tausenden“ in Fachgebieten wie MINT, Programmierung und Recht. Die Top-Clickworker arbeiten täglich drei bis vier Stunden, mit Stundenlöhnen zwischen 20 und 200 US-$, abhängig von der Komplexität der Aufgaben. Zu den Kunden zählen Unternehmen wie der Entwickler autonomer Fahrzeuge Aurora und Niantic, das sich von Mobile Games zugunsten von Unternehmens-KI zurückzieht.
Der Markt für Datenannotation befindet sich durch den Scale-Meta-Deal in Bewegung. Scale-Gründer Alex Wang wechselt zu Meta, um dort das neue „Superintelligence Lab“ aufzubauen, das mit OpenAI, Anthropic und Google konkurrieren soll. In diesem Kontext suchen viele Unternehmen neutrale Dienstleister für ihre Datenprojekte, erläuterte Yethadka.
Während kleinere Wettbewerber wie Mercor, Turing und Invisible Technologies versuchen, Marktanteile zu gewinnen, hebt sich Uber durch seine Größe und finanzielle Stabilität hervor. Uber ist derzeit rund 175 Mrd. US-$ wert und erzielte 2024 einen Umsatz von 43,9 Mrd. US-$. Yethadka sieht darin einen Vorteil gegenüber kleineren, oft VC-abhängigen Startups. „Wir sind ein Produkt- und Operationsunternehmen, das solche Prozesse selbst kennt“, so Yethadka.
Auch Scale AI hatte Uber vor dem Meta-Deal auf dem Radar. Xiaote Zhu, General Manager bei Scale, kommentierte im Frühjahr, dass der Markt voll von Chancen sei und Unternehmen wie Uber sich ebenfalls beteiligen wollten.
Wettbewerber mahnen jedoch, dass der Erfolg von der Qualität und Kompetenz der Clickworker abhängt. „Datenannotation wandelt sich hin zu hochqualifizierten Tätigkeiten“, so Brendan Foody, CEO von Mercor. Uber müsse hier ein leistungsfähiges Talentnetzwerk aufbauen.
Neben Chancen sieht Uber auch Herausforderungen. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit mit regulatorischen Konflikten und der Kritik an der Behandlung von Fahrern zu kämpfen. Yethadka versichert jedoch, dass Datenschutz und Sicherheit auch für den neuen Geschäftsbereich höchste Priorität haben.
Text: Richard Nieva
Foto: Markus Spiske