Virtueller Zwilling

Mithilfe von virtuellen 3D-Avataren (digitale Abbildungen menschlicher Körper) möchte Etienne Koo, Gründerin des Startups Twinster, den Schwierigkeiten bei der Größenauswahl von Kleidung im Netz endgültig ein Ende bereiten.

Nie wieder die falsche Kleidergröße bestellen, kein überflüssiger Rückversand mehr, kein sinnloser Ressourcenverbrauch – im Internet passende Kleidung zu kaufen kann ein schwieriges Unterfangen sein. Das dachte sich wohl auch Etienne Koo und gründete zur Lösung des Problems deshalb das Unternehmen Twinster. Mithilfe von virtuellen 3D-Avataren (digitale Abbildungen menschlicher Körper) möchte sie den Schwierigkeiten bei der Größenauswahl von Kleidung im Netz endgültig ein Ende bereiten. Bei der Unternehmensgründung vor drei Jahren verwendeten Koo und ihr Mitgründer Patrick Fröschl noch Ganzkörperscanner zur Körpervermessung. Ihre Erkenntnisse ließen sie in den Algorithmus einer App einfließen. Heute ist das Hauptprodukt des Unternehmens die App Showmysize, welche anhand von Körpergröße, Gewicht, Alter und Geschlecht die optimale Kleider­größe einer Person berechnet.

Sie soll sich als erste Anlaufstelle für verlässliches Onlineshopping etablieren. „Wenn Leute beim Shopping eine Größe nicht zweimal bestellen wollen, können sie unsere App nutzen“, erzählt die Oberösterreicherin über ihre Vision mit Showmysize. Potenzial dürfte ihr Angebot auf jeden Fall haben: Der prognostizierte Umsatz der gesamten Textilbranche weltweit liegt laut dem Datenanbieter Statista 2019 bei 1,6 Milliarden €. Erste Partner hat Koo bereits an Bord – in der Showmysize-App sind Marken wie Orsay, Jack Wolfskin oder Camp David, aber auch kleinere österreichische Labels gelistet.

Mittelfristig soll aus Showmysize jedoch weit mehr als nur ein Algorithmus werden: Koo möchte eine Art soziales Netzwerk für Kleidung kreieren. Jeder App-Nutzer soll ein sogenanntes Größenprofil erhalten und kann so seine Erfahrungen bezüglich bereits gekaufter Kleidung mit anderen teilen – die sich dadurch ein Bild davon machen können, ohne selbst etwas anprobiert zu haben.

3D-Avatare gibt es dabei schon lange: „In der Computerspielindustrie hat man schon mit 3D-Avataren gearbeitet, als wir noch gar nicht wussten, dass das so genannt wird“, so Koo. 3D-Druck und Digitalisierung hätten die Körpermodelle dann auch in andere Branchen gebracht. Eben aufgrund dieses Aufschwungs der 3D-Technologien in den vergangenen Jahren sei auch ihr Interesse an den Avataren entstanden, so Koo. Inzwischen faszinieren sie Körpermodelle so sehr, dass sie 2018 einen Vortrag dazu am TedX-Event der FH Kufstein gehalten hat.

Dass sie sich mit der Gründung von Twinster einen Traum verwirklicht hat, merkt man an ihrer Begeisterung und daran, dass sie das Unternehmen noch weiter vorantreiben möchte. Anfang des Jahres ist Twinster von zwei auf acht Mitarbeiter gewachsen und hat damit mehr Ressourcen denn je, um das Unternehmen weiter zu optimieren – und letztendlich Online­shopping auf ein neues Level zu ­heben.

Text: David Hanny

Etienne Koo ist Mitglied der Forbes DACH 30 Under 30-Liste 2019. Mehr über Etienne Koo lesen.

Der Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2019 „30 Under 30“ erschienen.

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