WALLET STREET

Eigentumsübertragungen in nur wenigen Sekunden oder ein Privatleasing abschließen, ohne physisch anwesend zu sein: Für Radoslav Albrecht, Gründer von Bitbond, besitzen die Security Tokens ein riesiges Potenzial.

Einen Schritt in diese Zukunft hat Radoslav Albrecht bereits mit seinem Unternehmen Bitbond gewagt: Die Berliner Plattform für Unternehmens­finanzierungen nutzt Security Tokens (virtuelle Wert­papiere wie etwa Aktien und Anleihen auf Basis der Blockchain-Technologie, Anm.) auf Basis der Blockchain-­Technologie, um Darlehensnehmer mit Anlegern zu verbinden und so kleine und mittlere Unternehmen zu finanzieren. „Wir haben als erstes Blockchain-Unternehmen in Deutschland eine BaFin-Lizenz (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die die Erlaubnis zum Betreiben eines Einlagenkreditinstituts vergibt, Anm.) erhalten. Es gab vor uns niemanden, der ein Wert­papier herausgebracht hat, bei dem nicht eine Urkunde als Eigentumsnachweis dient, sondern ein digitaler Token“, sagt CEO Albrecht.

Die Vorteile liegen laut ihm auf der Hand: Aus Sicht der Emittenten ergeben sich Kostenvorteile, weil bestimmte Intermediäre wie Zahlstellen oder Zentralverwahrer für die Aufbewahrung von physischen Wertpapieren wegfallen. Aus Sicht der Anleger erhöht sich die Rendite, da es bei Bitbond keine Verwaltungsgebühren und Ausgabeaufschläge gibt – der Anleger erhält den vollen Zinsertrag. Dadurch, dass digitale Tokens gehandelt werden, ist die Fungibilität auch höher: „Ähnlich wie bei Bargeld könnte ich mich mit jemandem treffen und ihm zehn Tokens verkaufen, der andere legt mir dann einen Geldschein auf den Tisch und ich schiebe meine Tokens innerhalb von wenigen Sekunden von meiner Wallet in seine. Ich muss also nicht den Weg über die Börse nehmen“, sagt Albrecht.

Vor der Gründung von Bitbond war er bei der Deutschen Bank in London sowie als Unternehmens­berater bei Roland Berger (im Rahmen mehrerer Bankenprojekte) tätig. „Ich habe durch diese Erfahrungen gesehen, dass Banken bei der Kreditvergabe vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen sehr ineffizent sind“, so Albrecht.

Um KMU bei Finanzierungen besser unterstützen zu können, entstand die Idee zu Bitbond. 2013 gründete Albrecht dann das Unternehmen. Laut ihm hat der Markt von weltweit 120 Millionen KMU großes Potenzial. Denn aufseiten der KMU herrsche eine große Nachfrage nach Finanzierungen, jedoch gebe es nur wenige Unternehmensfinanzierer für diesen Markt. Bereits jetzt vermittelt Bitbond etwa eine Million € an Neuvolumen pro Monat und hat für über 175.000 registrierte Nutzer eine Finanzierung mittels 3.200 Darlehen ermöglicht. Bitbond hat bisher 10,7 Millionen € an Investorenkapital eingesammelt.

Das Neuvolumen soll sich innerhalb der nächsten zwölf Monate auf bis zu zehn Millionen € vergrößern, das Partnernetzwerk erweitert und weitere Investitionen eingefahren werden. Bitbond nähert sich somit Schritt für Schritt Albrechts Ziel – nämlich weltweiter Marktführer für KMU-Finanzierungen zu werden.

Der Artikel ist in unserer Mai-Ausgabe 2019 „Europa" erschienen.

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