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Was für Josephine Joseph als spontane Idee in einem Berliner Badezimmer begann, ist heute eine etablierte internationale Unisex-Fashion-Brand mit einer klaren Vision und einer treuen Community: Joseph Atelier. Dabei ist die Marke nur eines ihrer zahlreichen Projekte: Josephine Joseph ist Gründerin, Modedesignerin, Content Creator und Podcast-Host – und das alles aus tiefster Leidenschaft und mit viel Herzblut und Kreativität.
Die Wurzeln der Brand Joseph Atelier reichen zurück ins Jahr 2019: Im Bad ihrer Eltern riecht es nach Chemikalien – Josephine Joseph und ihr Ehemann Til, der damals schon ihr fester Freund und Partner war, sind dabei, T-Shirts per Siebdruck mit ihrer Kunst zu bedrucken. Ein Freund hatte ihr ein unschlagbares Angebot gemacht: Sie darf ihre Marke auf der Berliner Fashion Week präsentieren. „Das Problem daran war: Wir hatten noch keine Brand – und nur eine Woche Zeit, um eine kleine Kollektion auf die Beine zu stellen!“, erzählt die Gründerin über den Beginn ihrer Marke.
Diese Chance sollte jedoch nicht ungenutzt bleiben – schlussendlich ließen die beiden die T-Shirts in einer kleinen Siebdruckwerkstatt in Berlin bedrucken, mit einfachen Mitteln, aber großen Ambitionen. Das unerwartet positive Feedback während der Fashion Week hat Josephine Joseph motiviert, weiterzumachen. Die 22-jährige Unternehmerin hatte Blut geleckt.
Mit einer klaren Vision und einem starken Partner an ihrer Seite hat Joseph heute, knapp sechs Jahre später, eine renommierte Fashion-Brand zum Leben erweckt. Sie führt das zwölfköpfige Team gemeinsam mit ihrem Ehemann Til Joseph. Die Marke entwickelt sich organisch und rasant, ganz ohne externe Investoren; die beiden finanzieren das Geschäft aus dem eigenen Cashflow: „Wir wollten kein Unicorn, sondern eine Familie.“ Die Gründerin entwirft nach wie vor viele ihrer Designs selbst – sie sind schlicht, meist in monochromen Farben, und vermitteln starke Messages, die das Lebensgefühl von Joseph Atelier widerspiegeln und Verbindungen schaffen. Dabei war es den beiden besonders wichtig, auf unkomplizierte Schnitte, die gut passen, zu setzen. Aktuell launchen sie elf limitierte Kollektionen im Jahr.
Mit der Kleidung verkaufen sie ein Gefühl von Zugehörigkeit, man kann sogar sagen: von Freundschaft. Von Anfang an war es der Gründerin wichtig, engen Kontakt zu ihrer Community zu pflegen: Gemeinsam verpackte das Gründerduo die ersten Bestellungen im Kinderzimmer bei Josephine Josephs Eltern. Jedes T-Shirt wurde in Seidenpapier eingewickelt und jeder Kunde bekam einen handgeschriebenen Brief. Besonders in den Anfangsmonaten holte die junge Unternehmerin sich Hilfe von Freunden und der Familie, die das Ganze überhaupt erst möglich gemacht haben. Sie alle sind ein Teil von Joseph Atelier.
Freundschaft und Zusammenhalt waren Josephine Joseph immer schon sehr wichtig – scrollt man durch den Instagram-Kanal ihrer Marke, hat man unmittelbar das Gefühl, durch den Account einer guten Freundin zu scrollen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fashion-Brands macht genau das Joseph Atelier nahbar und besonders.
Die ersten Jahre war Joseph Atelier für die Gründerin ein „Passion Project“. Sie studierte noch und arbeitete als Werkstudentin in einer Kreativagentur. In den frühen Morgenstunden und am Abend arbeitete sie an neuen Designs. 2022 begann Joseph Atelier, in Portugal größere Stückzahlen zu produzieren.
2023 gründete sie eine zweite Marke, die sich verstärkt auf Female Fashion konzentrierte: „Ich habe gemerkt, dass Joseph Atelier zurückstecken musste. Ich konnte nicht die Zeit in die Brand stecken, die ich ihr gerne gewidmet hätte.“ Josephine Joseph litt unter dem Stress und erzählt von Panikattacken und einem stressbedingten Tinnitus (bereits vor der Gründung von Joseph Atelier hatte sie an beidem gelitten). Im Januar 2025 zog sie die Reißleine: Sie trat als CEO der zweiten Marke zurück und konzentrierte sich wieder voll auf Joseph Atelier. „Nach einigen Monaten kann ich jetzt sagen: Das war zu hundert Prozent die richtige Entscheidung“, so die Gründerin.
Parallel zum Aufbau von Joseph Atelier wuchs auch ihr Instagram-Kanal, auf dem ihr heute fast 280.000 Menschen folgen. 2024 hatten sie und Til den Podcast „Morning Calls“ gestartet, in dem sie spannende Gäste einladen und von Fashion-Themen über Sport und Musik bis hin zur Gründungsgeschichte von Joseph Atelier über alles sprechen. In vier Tagen bauten sie und ihr Team ein kleines Studio auf und nahmen 13 Folgen auf. „Es war unglaublich stressig, aber es hat sich ausgezahlt“, erzählt Joseph. Innerhalb kürzester Zeit erreichte die erste Folge Tausende Hörer auf Spotify. Das Ziel ist auch hier, die Community zu stärken und der Marke eine Stimme zu geben, auch wenn der Podcast zurzeit auf Eis liegt, bis das Team genug Kapazität hat, ihn konsistent weiterzuführen.
Dieses Jahr startete ein weiteres Herzensprojekt: Josephine Joseph hat als Founder-Investor mit zwei weiteren Gründerinnen – sie heißen beide Johanna – Jo Collective gegründet. Noch dieses Jahr möchten sie ein Lagree-Studio – Lagree ist eine Form von Ganzkörpertraining – für Frauen in Berlin-Mitte eröffnen. Es soll einerseits ein Safe Space sein, in dem Frauen frei trainieren können, dort sollen aber auch weitere Veranstaltungen stattfinden können.
Die Community ist nach wie vor das Herzstück von Joseph Atelier. Im März 2025 saßen Josephine und Til Joseph in Australien am Strand und überlegten, wie sie ihre Follower besser kennenlernen könnten. Sie beschlossen spontan, ein Community-Picknick zu veranstalten. „Wir haben das auf Instagram geteilt, Picknickdecken besorgt, Pizza bestellt – und es sind Dutzende Menschen gekommen.“ Seitdem versucht sie, jeden Monat ein ähnliches Community-Treffen zu organisieren. „Ich finde diesen Gedanken so schön: dass durch eine Marke Menschen zusammenkommen können und Freundschaften entstehen. Das ist der Grund, warum ich das mache. Die Menschen und die tollen Verbindungen sind mein Antrieb.“
Joseph Atelier steht heute für mehr als nur Fashion: Es ist ein Zuhause für Ideen, ein Katalysator für Kreativität – und ein Beweis dafür, dass große Träume manchmal in kleinen Badezimmern beginnen.
Text: Forbes-Redaktion
Foto: Til Joseph