Wie Investoren, Lebensmittel­unternehmen, die Bundes­regierung und Konsumenten von Hanf überzeugt wurden

Schon lange ist bekannt, dass unser aktuelles System der Lebensmittelerzeugung mehr als 70 % unseres weltweiten Süßwasserverbrauchs, 20 % des globalen Energieverbrauchs und ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen ausmacht.

Ein Großteil der Treibhausgasemissionen lässt sich dabei auf die Produktion von Fleischerzeugnissen zurückführen. In Kombination mit einem Anstieg des Fleischkonsums in den vergangenen Jahren und des globalen Wachstums der Weltbevölkerung wird schnell klar, dass tierische Erzeugnisse keine nachhaltige Proteinquelle liefern können.

Gerade bei der Frage danach, wie die Welt­bevölkerung in Zukunft nachhaltig ernährt werden kann, fällt daher die Antwort immer wieder auf pflanzliche Proteine. Doch auch hier muss die richtige Wahl getroffen werden: Viele Hersteller von aktuellen Fleischersatz­produkten greifen immer wieder zu kosten­günstigem Sojaeiweiß – das Problem daran: In Europa ist der Anbau von Soja eine Nische und wird dem Bedarf nicht gerecht. Das meiste Soja wird aus den USA, Brasilien oder Argentinien importiert, wo es oftmals genetisch modifiziert angebaut wird. Nicht nur die verwendete Gentechnik oder der Transport quer um die Welt führen hierbei zu Be­denken, sondern auch die Regenwaldflächen, die der Sojaproduktion weichen müssen.

Die Bausteine für eine nachhaltige pflanz­liche Proteinversorgung der Zukunft sind daher eindeutig festgelegt: Regionaler Anbau, robuste und pflegeleichte Pflanzen (die ohne Schutzmittel oder Gentechnik gut gedeihen), ein hoher Proteinertrag pro Hektar Anbaufläche, geringer Wasserbedarf und ein gutes Nährwertprofil sollten ge­geben sein.

Eine Pflanze, die alle diese Bedingungen erfüllt, ist die Hanfpflanze. Leider wird dieser natürliche Alleskönner oftmals nur mit der berauschenden Wirkung einiger weniger Sorten in Verbindung gebracht. Dabei hat vor allem Nutzhanf, dessen protein­reiche Samen kein THC enthalten, eine sehr lange Geschichte als Nahrungsmittel und darf auch ganz legal angebaut werden.

Florian Pichlmaier
...ist Gründer und CEO des Start-ups Signature Products GmbH und Vorstandsmitglied des Europäischen Hanfverbands EIHA.

Unsere Firma Signature Products GmbH, die unter anderem Hanfsamen und Hanfprotein handelt, hat gemeinsam mit der Universität Hohenheim ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, bei dem Hanf auf regionalen Flächen angebaut, geerntet und von uns zu proteinreichen Fleischersatzprodukten wie Schnitzeln, „Hühnchen“-Sticks und Burgerpattys weiterverarbeitet wird. Die ersten Ergebnisse des Projekts kommen bereits jetzt schon bei großen Lebensmittelproduzenten und Endkonsumentenmarken zum Einsatz.

Neben den Samen, aus denen das Protein gewonnen wird, nutzen wir auch alle anderen Bestandteile der Hanfpflanze: Wir erzeugen Hanföl, welches ebenfalls als Nahrung oder in unserer Produktion von Cannabinoid-Ölen zum Einsatz kommt; die Hanffasern finden An­wendung im Baugewerbe oder der Textil­industrie und die verbleibende Biomasse wird zu Pellets gepresst und als Tierfutter gehandelt.

Daher setze ich mich auch politisch dafür ein, durch Hanf noch mehr nachhaltige Produkte in Europa zu ermöglichen – und die Welt noch etwas grüner zu machen.

Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.
Gastkommentar: Florian Pichlmaier


Dieses Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 10–21 zum Thema „30 Under 30“.

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