Wohin entwickelt sich die iGaming-Landschaft in Österreich?

Österreichs Regierung plant eine gesetzliche Neuordnung des interaktiven Glücksspiels.

In wenigen Wochen sollte feststehen, wohin sich Österreichs iGaming-Landschaft nach den Vorstellungen der österreichischen Bundesregierung entwickeln wird. Schließlich arbeitet das Finanzministerium laut den Angaben von Finanzminister Markus Marterbauer auf Hochtouren am geplanten neuen österreichischen Glücksspielgesetz und damit an der Ausschreibung der entsprechenden Lizenzen.

Das Finanzministerium arbeitet mit Hochdruck am Gesetzesentwurf

Diese laufen zum Teil bereits mit Herbst 2027 aus und müssen daher neu vergeben werden. Doch obwohl Österreich neben Polen das letzte Land innerhalb der Europäischen Union ist, das auf ein Glücksspielmonopol setzt, plant die Regierung laut ihrem Regierungsprogramm keine Liberalisierung, sondern ganz im Gegenteil eine weitere Verschärfung.

Diese soll mithilfe von technischen Maßnahmen die Lizenznehmer schützen. Geplant sind daher sowohl Netz-, als auch Zahlungssperren, die Geldflüsse an ausländische Betreiber von Online-Casinos stoppen sollen. Schließlich vergibt Österreich lediglich eine einzige Lizenz für ein Online Casino Österreich im Land. Daran soll sich offenbar auch nichts ändern, der Lizenzinhaber Win2day rechnet fix mit einer Verlängerung seiner Konzession. Doch wie gestaltet sich dieser umstrittene Markt im Detail?

Der Glücksspielmarkt wird vom Online-Wachstum angetrieben

Dieser weist laut aktuellen Untersuchungen ein jährliches Volumen von rund 3,3 Milliarden US-Dollar auf, 632 Millionen betreffen das Online-Geschäft. Das Wachstum beträgt noch immer rund 1,7 Prozent pro Jahr, wird jedoch vom Online-Segment angetrieben. Dieses legt jährlich mehr als 4 Prozent zu und gilt daher als Zukunftsmarkt. Bis zum Jahr 2029 sollen bis zu 920.000 Spieler in Österreich aktiv sein. Das Angebot gliedert sich in Sportwetten ebenso wie in klassische Casinospiele, Lotterien und Poker. Am populärsten sind jedoch auch in Österreich die Spielautomaten mit einem Anteil von 40 Prozent.

Ein Blick auf die Demografie zeigt, dass die Spieler im Land zu 70 Prozent im Alter zwischen 18 und 39 Jahren sind. Rund die Hälfte sogar zwischen 20 und 29 Jahren. Der Anteil der Männer überwiegt mit mehr als 82 Prozent deutlich, mobiles Gaming ist hier klar der Star.

Die Gesetzgebung setzt auf Abschottung

Die heimische Glücksspielregulierung wird von einem Teilmonopol dominiert. Der Konzern Casinos Austria arbeitet im Bereich stationäre Casinos, Online-Casinos und Lotterien mit einer 15-jährigen Lizenz, die 2027 in Teilbereichen ausläuft. Dieser Zugang hat gleichzeitig einen großen Schwarzmarkt entstehen lassen, der laut Schätzungen in Teilbereichen bis zu 70 Prozent des Marktes einnimmt.

Der Staat ist jedoch nicht nur Lizenzgeber und Aufsichtsbehörde, sondern auch Miteigentümer des wichtigsten Players am Markt, der Casinos Austria. Das sorgt seit Jahren für heftige Kritik, dem möchte die Regierung mit dem Aufbau einer neuen Behörde entgegenwirken. Doch deren gesetzliche Ausgestaltung und Aufbau werden sich nicht innerhalb der Restlaufzeit der bestehenden Lizenzen verwirklichen lassen, daher spekulieren Experten bereits mit einer gesetzlich vorgesehenen Verlängerung der bestehenden Lizenzen.

Der Politik läuft die Zeit davon

Doch diese ist im Gesetz derzeit mit einem Jahr befristet, das könnte nur mit einer raschen Gesetzesänderung verändert werden. Doch damit würden die bestehenden Monopole nur noch weiter verlängert werden. Profiteur von so einer Regelung wären wieder die Casinos Austria, deren Miteigentümer der Staat ist.

Doch zeitlich dürfte es für Österreichs Politik keine andere Möglichkeit mehr geben, schließlich sieht das heimische Vergabegesetz umfangreiche Einspruchsfristen bei staatlichen Vergaben vor. Diese könnten die tatsächliche Vergabe, je nach Fristenlauf, auf mehrere Jahre erstrecken. Angesichts der langen Gültigkeit der österreichischen Glücksspiellizenzen rechnen Beobachter damit, dass der Ansturm auf die Ausschreibung der Konzessionen für stationäre Casinos, Lottieren und das einzig geplante Online-Casino so umfangreich wie nie zuvor sein wird. Wenn internationale Konzerne mitmischen, ist mit einem harten Bieterwettstreit zu rechnen, an dessen Ende nicht unbedingt die Casinos Austria als Sieger stehen müssen.

Lösung Multi-Lizenz-System?

Daher könnte dies zu zahlreichen Einsprüchen und gerichtlichen Entscheidungen über Ausschreibung und Vergabe führen. Daher könnte der Druck auf die Regierung steigen, für eine Aufweichung des Monopols zu sorgen. So könnte man nicht nur den Spielerschutz erweitern und professionalisieren, sondern auch den Markt für ausländische Anbieter öffnen, um damit den Schwarzmarkt auszutrocknen.

Dieser Richtungsschwenk könnte auch mithelfen, die von der Regierung im Regierungsprogramm vorgesehenen Mehreinnahmen aus dem Glücksspiel zu realisieren. Bei den stationären Casinos gibt es dafür zu wenig Erfolgspotenzial, nicht umsonst gelten zahlreiche der insgesamt 12 Standorte im Land als defizitär. Doch im Online-Markt bietet sich angesichts des großen Schwarzmarktes ein enormes Wachstumspotenzial für Neueinsteiger.

Schließlich ist dieser aus Frust der Kunden über mangelnde Konkurrenz entstanden. Das Monopol ließ heimische Spieler zu ausländischen Betreibern abwandern, deren Angebotsumfang sich deutlich von jenem des Monopolisten unterscheidet. Das Auslaufen der Konzession bietet dem Staat jetzt die Chance, auf ein Multi-Lizenz-System umzusteigen. Damit würde Österreich dem Weg von Deutschland folgen. Das Nachbarland setzte ebenfalls viele Jahre auf sein Monopol, bevor der neue Deutsche Glücksspielvertrag den Markt öffnete und für Konkurrenz sorgte.

Österreichs iGaming steht 2025 also vor einem Wendepunkt. Die politischen Entscheidungen könnten den Status quo entweder für viele Jahre zementieren, oder für Aufbruch sorgen. Österreichs Wirtschaft befindet sich ohnehin in einem tiefen Tal. Mit den ursprünglich geplanten Steuererhöhungen auf Glücksspiele und der Fortführung des Monopols wäre dem Staat also wenig gedient.

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