Zuckerberg vor Gericht: 8 Mrd. US-$ -Klage wegen Datenschutzverstößen startet

Am Mittwoch beginnt in Delaware ein Zivilprozess gegen mehrere ehemalige und aktuelle Führungskräfte von Meta. Im Zentrum steht die Frage, ob CEO Mark Zuckerberg, Ex-COO Sheryl Sandberg und weitere Mitglieder des damaligen Führungsgremiums vorsätzlich gegen eine Datenschutzvereinbarung mit der US-Handelsaufsicht FTC verstoßen haben. Die Kläger fordern 8 Mrd. US-$ Schadenersatz.

Die Aktionärsklage geht auf das Jahr 2018 zurück. Sie wirft Facebook – seit 2021 unter dem Namen Meta firmierend – vor, systematisch gegen eine 2012 geschlossene Einigung mit der FTC verstoßen zu haben. Die Vereinbarung verpflichtete das Unternehmen zu einem umfassenden Datenschutzprogramm und untersagte irreführende Angaben zum Umgang mit Nutzerdaten.

Kernvorwurf: Meta habe weiterhin Drittanbietern Zugriff auf persönliche Informationen von Nutzern gewährt, ohne deren ausdrückliche Zustimmung – insbesondere auf Daten von Freunden der Nutzer, die selbst nie eine Einwilligung erteilt hatten. Der Fall wurde durch den Cambridge-Analytica-Skandal öffentlich. Dabei wurden die Daten von Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Wissen für politische Zwecke verwendet.

Zu den Beklagten zählen neben Zuckerberg und Sandberg auch Peter Thiel, Marc Andreessen und Reed Hastings. Alle drei saßen zur fraglichen Zeit im Aufsichtsrat von Facebook. Laut Klageschrift erhielten ihre Firmen bevorzugten Zugang zu Nutzerdaten – trotz gegenteiliger öffentlicher Aussagen des Managements.

Auch frühere Vorstandsmitglieder wie Susan Desmond-Hellman (ehem. CEO der Gates Foundation), Peggy Alford (CFO von eBay), Kenneth Chenault (ehem. CEO von American Express), Erskine Bowles und Jeff Zients – beide ehemalige Stabschefs im Weißen Haus – sind Teil der Klage.

Der Prozess findet vor dem Delaware Chancery Court statt und ist auf acht Verhandlungstage angesetzt. Es gibt keine Jury; das Urteil fällt der Richter in den Wochen oder Monaten nach Prozessende. Alle Hauptangeklagten, darunter Zuckerberg, Sandberg, Thiel, Andreessen und Hastings, sollen laut Reuters persönlich aussagen.

Die Kläger führen an, dass Meta interne Warnungen – unter anderem von Yul Kwon, dem damaligen Leiter der Datenschutzabteilung – ignoriert habe. Ein internes Memo aus dem Jahr 2015 bescheinigte dem Unternehmen ein „desorganisiertes und unterfinanziertes“ Datenschutzprogramm. Die Empfehlungen zur Verbesserung seien erst nach dem Cambridge-Analytica-Skandal umgesetzt worden.

Zudem habe der Verwaltungsrat 2019 einer Zahlung von 5 Mrd. US-$ an die FTC zugestimmt, um insbesondere Zuckerberg vor persönlicher Haftung zu schützen. Ebenfalls in der Kritik: Aktienverkäufe Zuckerbergs im Umfang von 5 Mrd. US-$ im Jahr 2018 – angeblich mit Kenntnis über drohende rechtliche Konsequenzen.

Die Beklagten bestreiten sämtliche Vorwürfe. In Gerichtsdokumenten heißt es, Facebook habe die Vereinbarung mit der FTC umgesetzt und regelmäßig über Fortschritte berichtet. Die Datenvereinbarungen mit Drittfirmen seien rechtmäßig gewesen, ebenso Zuckerbergs Aktienverkäufe. Die Verantwortung für den Cambridge-Analytica-Skandal liege nicht bei Meta, sondern bei dem britischen Datenanalyseunternehmen selbst.

Meta-CEO Zuckerberg zählt laut Forbes derzeit zu den drei reichsten Personen weltweit, mit einem geschätzten Vermögen von 242,3 Mrd. US-$. Weitere Beklagte wie Sandberg (2,4 Mrd. US-$), Thiel (22,7 Mrd. US-$), Andreessen (2 Mrd. US-$) und Hastings (6,8 Mrd. US-$) verfügen ebenfalls über erhebliche Vermögen.

Einzelne Beklagte sehen sich bereits mit Sanktionen konfrontiert: Sandberg wurde im Januar 2025 gerichtlich verwarnt, weil sie relevante persönliche E-Mails gelöscht haben soll. Diese Nachrichten dürfen im Prozess nicht als Beweismittel verwendet werden.

Hintergrund:
Cambridge Analytica sammelte über ein Facebook-Quiz Daten von etwa 270.000 Nutzern – sowie deren nicht einwilligenden Freunden – und erstellte daraus psychografische Profile für politische Kampagnen. Betroffen waren laut Schätzungen bis zu 30 Mio. Personen. Die Affäre führte zu weltweiten Untersuchungen, einem 5-Mrd.-US-$-Bußgeld der FTC sowie weiteren Strafen und Vergleichen in Höhe von über 800 Mio. US-$. Facebook entschuldigte sich öffentlich und kündigte strengere Datenschutzmaßnahmen an.

Text: Alison Durkee
Foto: Wikimedia Commons

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