Zürcher Hub

2016 wurde die Schweiz mit der Zürich-Niederlassung der China Construction Bank zu einem Hub für die chinesische Währung Renminbi. Doch..

2016 wurde die Schweiz mit der Zürich-Niederlassung der China Construction Bank zu einem Hub für die chinesische Währung Renminbi. Doch was bringt das China – und was der Schweiz?

Seit Anfang 2016 darf man Zürich – und damit die Schweiz – offiziell als „Hub“ bezeichnen. Doch damit ist nicht, wie in der Start-up-Sprache gebräuchlich, eine Ansammlung von Unternehmen gemeint, sondern vielmehr ein Clearing Hub für die chinesische Währung Renminbi. Denn vor etwas über einem Jahr eröffnete die China Construction Bank (CCB) – mit ihrer Bilanzsumme von fast drei Milliarden US-$ die zweitgrößte Bank der Welt – eine Niederlassung in Zürich. So können Schweizer Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen nach China etwa Bankkonten in der chinesischen Währung halten. Mühsame Umwege über den US-Dollar sind damit passé. Und auch für chinesische Betriebe erleichtert ein Ansprechpartner in der Schweiz das unternehmerische Leben.

Überhaupt sind die wirtschaftlichen Beziehungen von China und der Schweiz überraschend eng. Zuletzt machte sich das Interesse auch in einigen Zukäufen von chinesischen Investoren in der Schweiz bemerkbar. Prominentestes Beispiel ist der Basler Agrarkonzern Syngenta, den der Staatskonzern ChemChina für schlappe 43,7 Milliarden US-$ übernehmen will. Um Schweizer Unternehmen in China zu unterstützen – oder vice versa –, fungiert die Swiss Chinese Chamber of Commerce als Plattform. Um die Internationalisierung des Renminbi, die enge Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und China sowie die Pläne der Zürich-Niederlassung der CCB noch besser zu verstehen, sprachen wir mit zwei Herren, die sich auskennen müssen. Einer war Weiyun Gong, General Manager der Zürich-Niederlassung der CCB Zurich Branch. An seiner Seite stand Felix Sutter, Präsident der Handelskammer SCCC. Im Interview sprachen wir mit ihnen über die Pläne der CCB in der Schweiz, die Internationalisierung der eigenen Währung – und was die Belt-and-Road-Initiative damit zu tun hat.

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Um die Internationalisierung des Renminbi, die enge Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und China sowie die Pläne der Zürich-Niederlassung der CCB noch besser zu verstehen, sprachen wir mit zwei Herren, die sich auskennen müssen. Einer war Weiyun Gong (links), General Manager der Zürich-Niederlassung der CCB Zurich Branch. An seiner Seite stand Felix Sutter, Präsident der Handelskammer SCCC.

Welches Resümee ziehen Sie nach etwas mehr als einem Jahr in Zürich?
WG: Ich war zuvor als General Manager für die Financial Markets Division in der Schanghai-Filiale der China Construction Bank (CCB) tätig. In unserem ersten Jahr in der Schweiz habe ich vor allem die Unterstützung durch die hiesigen und chinesischen Behörden geschätzt. Unser Head Office machte uns Vorgaben betreffend der Ergebnisse – und die haben wir im ersten Jahr voll erfüllt. Das ist uns auch gelungen, weil die Beziehung zwischen den beiden Ländern sehr gut ist und die Regierungen eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stellen ermöglichen. Wir konnten auch mehr und mehr lokale Mitarbeiter einstellen, die sehr erfahren sind und sehr professionell arbeiten. Das trägt zu einem positiven Arbeitsklima bei.

Was war Ihr wichtigstes Geschäftsfeld seit der Eröffnung?
WG: Im ersten Jahr haben wir uns auf das Firmenkundengeschäft fokussiert – und dabei vor allem bilaterale Darlehen und syndizierte Kredite (Gewährung eines einheitlichen Kredits durch mindestens zwei Kreditinstitute, Anm.). Zudem haben wir auch mit dem Geschäft für Fremdfinanzierung und Treasury, etwa auf dem Währungsmarkt, begonnen. Das Firmenkundengeschäft steht dabei im Mittelpunkt. Daneben haben wir natürlich auch den Renminbi-Hub in Zürich aufgebaut und konnten einige lokale Banken als Clearing Member gewinnen.

Die Beziehung zwischen der Schweiz und China war und ist überraschend freund­ schaftlich, trotz der doch großen Unter­ schiede, die die Länder aufweisen. Wieso?
FS:
Dazu muss man 67 Jahre zurückgehen. Die Schweiz war eines der ersten Länder, die die Volksrepublik China anerkannt haben. Diese Anerkennung hat zu einer starken Beziehung zwischen den beiden Regierungen geführt. Die Schweiz tendiert traditionell nicht zu „lauter“ Diplomatie. Wir arbeiten mit unseren Gegenübern zusammen. Und das ist gerade bei China wichtig – sich gemeinsam in einen Raum zu setzen und über Schwierigkeiten und Möglichkeiten zu sprechen. Es hilft, Herausforderungen lösungsorientiert zu bewältigen und kompromissfähig zu sein.

Der Appetit von chinesischen Unterneh­men ist – insbesondere in der Schweiz – groß. Das wird hierzulande nicht nur po­sitiv bewertet. Haben Sie bisher Vorurteile oder Feindseligkeit erlebt?

WG: Meiner Meinung nach werden sich mit der Internationalisierung des Renminbi mehr und mehr chinesische Unternehmen ins Ausland entwickeln wollen. Die Chinesen bieten für Schweizer Unternehmen einen großen Markt. Die Schweiz wird als Land mit wettbewerbsfähiger Technologie gesehen, das vom chinesischen Markt profitieren kann. Sie wollen Unternehmen jedoch nicht aufkaufen, sondern mit ihnen kooperieren – und das gilt in beiden Märkten.

FS: Wir sehen dadurch ein Upgrade für die chinesische Volkswirtschaft, die zurzeit eine Entwicklung hin zu höherer Werthaltigkeit durchläuft. Die chinesischen Unternehmen erkennen den Wert von Schweizer Betrieben – sei es als Partner oder als Investitionsobjekte. Wir als Wirtschaftskammer haben bei unseren Mitgliedern noch keine Ressentiments festgestellt. Wir beobachten jedoch, dass die Medien das Thema aufgreifen und Zahlen veröffentlichen. Vergleicht man diese aber mit den Zahlen von Übernahmen durch US-Unternehmen in der Schweiz in den letzten Jahren, finden und fanden da deutlich mehr Investitionen statt. Natürlich ist es neu, dass chinesische Unternehmen in großem Stil als Investoren auftreten. Aber als Japan in den 1980er-Jahren im Ausland investierte, war das auch neu. Wir beobachten, dass jedes chinesische Unternehmen, das im Ausland investiert, zu einem internationalen Unternehmen mit einem chinesischen Investor wird.

Die Industrial and Com­mercial Bank of China (ICBC; nach Bilanz­summe die größte Bank der Welt, Anm.) will 2017 ebenfalls eine Filiale in Zürich eröff­nen. Sehen Sie das als Konkurrenz?

WG: Ich denke, dass es zwar schon ein bisschen Konkurrenz geben wird. Diese belebt bekanntlich das Geschäft. Vor allem kann es für uns eine mögliche Kooperation geben. Mit dem RMB-Hub haben wir den Grundstein gelegt und sind daran interessiert, dass er rege gebraucht wird. Ich denke deshalb, dass es eine gute Sache ist, wenn mehr chinesische Banken in die Schweiz kommen. Das ist positiv für den ganzen Markt, speziell für uns als RMB-Hub. Besonders in Sachen syndizierte Kredite könnte es Partnerschaften geben. Ein einzelnes Institut kann einen solchen Kredit nicht vergeben, also könnten wir zusammenarbeiten. Das wird eine Win-win-Situation, kein Win-lose-Szenario.

FS: Wie Herr Gong sagt – ja, das ist Konkurrenz. Aber es zeigt auch, dass chinesische Unternehmen die Schweiz als guten Markt und Standort einschätzen, deshalb kommt eine zweite chinesische Bank nicht überraschend. Für Schweizer Unternehmen ist das insofern spannend, weil sie wissen, dass chinesische Banken auch in China tätig sind. Für einen Schweizer Industriebetrieb, der auch in China tätig ist, ist es gut, eine chinesische Bank als Ansprechpartner in China und in der Schweiz zu haben.

Planen Sie, neben dem Firmenkundenge­schäft auch Private Banking anzubieten?

WG: Die CCB ist in China in diesem Markt sehr aktiv. Unsere Zürich-Filiale ist noch sehr neu und wir wollen erst mal unsere internen Prozesse konsolidieren und nicht zu schnell wachsen. Zudem müssen wir mit der hiesigen Regulierung umgehen lernen. Das ist das Wichtigste für eine neue Bank. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht für den Private-Banking-Bereich interessieren. Wir beobachten den Markt genau und wollen warten, bis wir bereit sind, um dieses Geschäft anzugehen. Derzeit sind wir noch in den Vorbereitungen.

Gibt es einen konkreten Zeitplan?

WG: Nein, den gibt es nicht.

Es gibt natürlich einen Grund für diese Frage: Bereits 2008 machte eine chine­sische Bank ein Experiment in der Schweiz und versagte dabei kläglich. Was hat sich denn seitdem geändert?

FS: Es gab in verschiedenen Bereichen chinesische Unternehmen, die als Erste in internationale Märkte expandierten. Die betroffene chinesische Bank war wohl einfach zu früh im Markt. In der Zukunft kann eine Rolle für chinesische Banken im Asset-und-Wealth-Management in der Schweiz existieren, doch der Markt ist noch jung und muss sich erst entwickeln. 2008 war zu früh. Wer zu früh in einen Markt vorstoßen will, wird zuweilen als Versager betrachtet. In Wirklichkeit sind solche Unternehmen Pioniere.

Wenn die CCB also in zwei oder drei Jahren Private Banking in der Schweiz an­ bieten würde, würde es gut funktionieren?

FS: Zuerst muss Geschäftstätigkeit von einem chinesischen Investor vorhanden sein. Daraus entstehen Gewinne. Erst dann kümmert er sich um das Asset-Management. Und wenn das Asset-Management so weit ist, dass Private-Banking-Dienstleistungen nötig werden, wird dieses Szenario relevant. Das dürfte nicht in zwei, sondern eher in fünf Jahren der Fall sein und hängt natürlich davon ab, wie erfolgreich die chinesischen Investoren ihre Geschäftstätigkeit weiterentwickeln.

Dennoch ist die Schweiz der wohl um­ kämpfteste Markt, wenn es um Private Banking und Wealth­-Management geht. Legen Sie sich für den Fall der Fälle schon eine ausgeklügelte Strategie zurecht?

WG: Wir warten ab. Das heißt aber nicht, dass wir nichts tun. Wir beobachten und überlegen uns, wie wir uns auf die Weiterentwicklung dieses Geschäfts vorbereiten können. Die Schweizer Konkurrenz beherrscht den Markt der grenzüberschreitenden Transaktionen. Ich denke, es ist ein Volumen von fünf Billionen US-$. Für Chinesen ergeben sich Möglichkeiten, in den Schweizer Aktienmarkt zu investieren. Für Schweizer gibt es Chancen, dass die lokalen Unternehmen den chinesischen Markt kennenlernen. In der Zukunft können sie ihre Vermögenswerte diversifizieren. RMB-Assets könnten eine gute Möglichkeit sein.

Die Schweiz ist für ihren Rohstoffmarkt bekannt. Ist das ein Thema?

WG: Genf ist einer der größten Handelsplätze für Rohstoffe und wir machen bereits Geschäfte mit großen Unternehmen in diesem Bereich.

Betreuen Sie nur Kundentransaktionen? Oder machen Sie auch eigene Geschäfte?

WG: Wir konzentrieren uns auf das Geschäft mit Kunden.

Gibt es für Commodities Trading Wachstumspläne?

WG: Es ist ein wichtiges Geschäft für uns. Wir sehen uns den Markt genau an und warten ab, wie er sich entwickelt. Wenn das Geschäft und die Wirtschaft stabil wachsen, gibt es eine gute Chance für uns, das Commodities-Business auszubauen.
Sie sind im Rohstoffhandel Intermediär. Die kommen in der Finanzwelt durch Blockchain­Technologien derzeit unter Beschuss. Sehen Sie eine Bedrohung für Ihr Rohstoffgeschäft? Beschäftigt sich die CCB mit solchen Themen?

WG: Ja. Wir investieren in neue Technologien, weil diese unsere Stärken als Intermediäre ergänzen.

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Weiyun Gong leitet die Zürcher Niederlassung der China Construction Bank (CCB) seit 2016. Zuvor leitete Gong die Financial Markets Division der Schanghai-Filiale der CCB. Gong führt ein Team von 32 Mitarbeitern. Ein Drittel seiner Mitarbeiter in Zürich stammt aus China, zwei Drittel sind lokale, sprich Schweizer Mitarbeiter.

Sehen Sie eine Bedrohung, etwa im Rohstoffhandel?

WG: Ich denke, dass wir nach passenden und vor allem erfahrenen Mitarbeitern suchen, mit denen wir uns auf dieses Thema vorbereiten können. China hatte in den letzten Monaten mit immer stärkeren Kapitalabflüssen zu kämpfen, zuletzt wurden Gegenmaß­nahmen durchgesetzt.

Wird das auch in Zukunft ein Problem sein?

WG: Aus meiner Sicht will die Regierung einfach Stabilität gewährleisten. Der Renminbi soll auf einem stabilen Pfad internationalisiert werden – nicht zu schnell und nicht zu langsam. Die Richtung ist aber vorgegeben. Der Renminbi wird globalisiert.

FS: Kapitalabflüsse werden auch durch Unternehmenszukäufe verursacht. Wenn China sich nun in Richtung Industrie 4.0 entwickeln will, um die Ziele von „Made in China 2025“ zu erreichen, muss es diese Zukäufe geben. Auch der Tourismus benötigt Fremdwährungen – 2016 reisten mehr als 130 Millionen chinesische Touristen ins Ausland. Es gibt also ein natürliches Wachstum der Abflüsse. Die chinesische Regierung beginnt, mit Kapitalflüssen und Fluktuationen umzugehen.

Ist das nicht ein inhärentes Problem von China? Das Land will bis 2050 die wirt­ schaftliche Vormachtstellung erreichen, dazu braucht es Zukäufe. Gleichzeitig wird die Schwelle für kontrollpflichtige Auslandsinvestitionen aber von 50 auf fünf Millionen US­$ heruntergesetzt, um Kapitalabflüsse zu reduzieren.

FS: Die chinesische Regierung war allenfalls der Meinung, dass die Schwelle für weniger erfahrene chinesische Investoren vielleicht zu hoch war. Chinas Marktwirtschaft ist erst 30 Jahre alt, China holt extrem schnell auf. Manchmal gibt es dabei auch weniger erfolgreiche Erfahrungen, und die müssen korrigiert werden. In dieser Hinsicht passiert in China alles deutlich schneller – als würde ein Film in mehrfacher Geschwindigkeit ablaufen. Ich beurteile das nicht so sehr als negativ, sondern viel eher als eine steile Lernkurve. Schlimmer wäre es, wenn die Regierung nicht aus ihren schlechten Erfahrungen lernen würde.

Speziell, seit der Renminbi in den Wäh­rungskorb des IWF aufgenommen wurde, muss sich das Land mit der Volatilität in­ternationaler Währungsmärkte auseinan­dersetzen. Wie lässt sich das mit einem stabilen Pfad kombinieren?

WG: Ich denke, dass die chinesische Regierung diese Marktbewegungen in den letzten zwei Jahren erkannt hat. Daher will sie die Währung sich freier bewegen lassen, speziell, um den Renminbi in der Kapitalsbilanz vollständig konvertierbar zu machen (Renminbi lassen sich dann frei in andere Währungen tauschen, Anm.). Doch die Umsetzung muss Schritt für Schritt geschehen.

FS: Die chinesische Regierung lernt kontinuierlich dazu, und ihre Bereitschaft, Volatilität an den Währungsmärkten zu akzeptieren, wird steigen. Die People’s Bank of China muss zwei Währungen verwalten: den CNY (Onshore) und den CNH (Offshore).

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Felix Sutter ist ausgebildeter Bonbonmacher. Nach Erhalt des Diploms eines „eidgenössischen diplomierten Bonbonmachers“ verließ er den Süßwarenhersteller André Klein AG. Sutter, der auch ausgebildeter Wirtschaftsinformatiker ist, landete dann über Zwischenstationen bei Winterthur und Zurich Insurance beim Beratungsunternehmen PwC. Dort ist er seit nunmehr 22 Jahren tätig, einige Jahre davon auch in China. Sutter hält zudem einen EMBA von der Lausanner Wirtschaftsuniversität IMD.

Wird das auch in Zukunft so bleiben?

WG: Ich denke, das ist einer der Gründe, warum verstärkt auf Offshoremärkte gesetzt wird. Wir haben auch heute schon deutlich mehr Konvertibilität in der Kapitalsbilanz. Durch die Öffnung des Capital Accounts könnte sich der Unterschied zwischen CNY und CNH verkleinern. Ich denke, dass die beiden Währungen in Zukunft den gleichen Markt haben könnten. Der US-Dollar hat auch keine unterschiedlichen Ausprägungen für On- und Offshoregeschäfte. Was sind die nächsten Schritte in der Internationalisierung des Renminbi?

WG: Die CCB hat bereits 31 ausländische Filialen, wir konzentrieren uns auf die Globalisierung des Renminbi. Das ist eine langfristige Strategie, keine kurzfristige, und soll auf einem stabilen Pfad passieren. Die Öffnung des Renminbi ist bedeutend, weil sie eine Grundlage für die nächste Phase in der Öffnung der chinesischen Wirtschaft schafft.

FS: Die Internationalisierung des Renminbi ist auch mit der Belt-and-Road-Initiative verknüpft (Projekt zum Aufbau eines interkontinentalen Infrastrukturnetzes zwischen China, Europa, Asien und Afrika, Anm.). Je weiter sie voranschreitet, desto mehr Projekte werden in chinesischer Währung umgesetzt. Und das ist eigentlich eine Sache zwischen China und Europa. Es passiert nicht in den USA oder in Südamerika, sondern vor unserer Haustür. Wenn die Initiative von beiden Seiten umgesetzt wird, ist auch die fortschreitende Internationalisierung des Renminbi nicht mehr weit entfernt. Ich habe das Gefühl, dass in Europa noch nicht ganz realisiert wird, welches Potenzial die Initiative bietet. Sie ist für europäische Unternehmen und Politiker zeitlich und geografisch noch zu weit weg.

China ist auf bestem Wege, die größte Wirtschaftsmacht der Welt zu werden. Sind alle diese Schritte – die Zukäufe, die Internationalisierung der Währung, die Belt­-and­-Road-Initiative – kleine Puzzleteile auf dem Weg dorthin?

FS: Wir denken manchmal, dass China den einen großen Masterplan verfolgt. Aber es gibt viele Provinzen mit unterschiedlichen Ansichten, die nicht koordiniert sind. Es gibt also nicht den einen Masterplan. Was es aber gibt, sind Fünfjahrespläne, die dem Land eine Richtung geben. In der Schweiz wäre ein Zehnjahresplan eine langfristige Strategie. In Asien reichen Pläne jedoch immer über mehrere Generationen. Ein koreanisches Technologieunternehmen hatte vor 30 Jahren das Ziel, der weltweit größte Produzent von Flatscreens zu werden. Heute hat es dieses Ziel erreicht. Es gibt chinesische Maßnahmen, die langfristig orientiert, aber nicht im Detail koordiniert sind. Doch die großen Schritte sind vorgegeben. Deshalb bin ich bezüglich China auch so optimistisch: Es gibt einen langfristigen Plan, der sich nicht an kurzfristigen Analystenmeinungen orientiert.

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