HEUTE EIN ZEICHEN FÜR MORGEN SETZEN

Die Digitalisierung bietet große Chancen für Unternehmen. Und: In nachhaltiger und diverser Form umgesetzt, wird ihr Potenzial noch vervielfacht. Mit dem FemBizSwiss Award zeichnet die Organisation Global Digital Women unter dem Motto „Beyond The Next Level“ zum ersten Mal herausragende Unternehmerinnen in der Schweiz aus – und schafft so Sichtbarkeit für Pionierinnen der Digitalisierung.

„Inclusion is the thing, diversity is just a number“ – so lautete Nadia Fischers Antwort auf die Aus­zeichnung mit dem FemBizSwiss Award in der Kategorie Innovation. Stolz hielt sie bei der Verleihung den Preis in die Höhe. „Wir hatten extrem gehofft, dass wir gewinnen. Das ist die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, erzählt sie Forbes einige Tage später im Inter­view.

Zusammen mit Valérie Vuillerat hat sie das Tool Diversifier er­schaffen, das Jobinserate auf deren Sprachneutralität überprüft. Das Ziel: Stellenanzeigen für weibliche Talente und Menschen mit unter­schiedlichem Hintergrund attraktiv zu machen. Generell steht das Un­ternehmen dafür, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie unbewusste Voreingenommenheit weibliche Mit­arbeiter und andere Minderheiten beeinflusst. Über Branchenevents hatte Fischer Vuillerat kennenge­lernt, die seit 20 Jahren die Tech­ und Digitalisierungsbranche in der Schweiz prägt. 2018 gründeten sie dann Witty Works. „Zu Beginn war uns gar nicht so klar, wie genau un­ser Produkt und Angebot aussieht“, erinnert sich Vuillerat. Fischer er­gänzt: „Aber es stand fest, dass es um Diversität gehen wird.“

Valérie Vuillerat (links) und Nadia Fischer (rechts) erhielten den FemBizSwiss Award in der Kategorie Innovation. Durch den Abend führte Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri (Mitte).

Generell gilt: Je diverser, desto erfolgreicher. Diese einfache Gleichung für unternehmerische Leistung ist eigentlich ein alter Hut. Erst kürzlich zeigte eine vom Be­ratungshaus McKinsey unter mehr als 1.000 befragten Unternehmen durchgeführte Studie erneut, dass sich Diversität in Unternehmen wirklich auszahlt. So geht eine hohe Geschlechterdiversität mit einer um 25 % signifikant höheren Wahr­scheinlichkeit einher, überdurch­schnittlich profitabel zu sein. Zieht man den Faktor ethnische Diversität heran, beträgt der Wert sogar 36 %.

Dennoch lässt die Realität trotz des hohen Potenzials weiter­hin zu wünschen übrig: Eine vom Beratungsriesen EY 2019 durchge­führte Studie anlässlich des zehn­jährigen Bestehens der „Charta der Vielfalt“ kam zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland immer noch nichts in Sachen Diversitätsmanagement um­gesetzt haben – nur 19 % planen für die Zukunft konkrete Maßnahmen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der Schweiz ab: Der „Diversity Report Schweiz 2020“ fußt auf einer Vollerhebung der Geschlechter­vielfalt in Verwaltungsräten der Schweizer Unternehmen. Von 7.605 untersuchten Aktiengesellschaften wiesen 274 einen Frauenanteil von 50 % auf, 67 % hatten jedoch keine einzige Frau im Verwaltungsrat; und bei 40 % der analysierten Firmen war keine einzige Frau Zeichnungs­träger bzw. Handelsberechtigte.

Ein Umstand, den das Unter­nehmen Global Digital Women (GDW) von Gründerin Tijen Onaran seit Jahren bekämpft. GDW setzt sich für mehr Diversität in Unter­nehmen ein – und verbindet das Thema mit dem Megatrend Digita­lisierung. Das Ziel: die Vernetzung, Sichtbarkeit und Befähigung von digitalen Pionierinnen voranzu­treiben. Einen Pfeiler der Initiative bildet der Digital Female Leader Award, bei dem seit 2018 einmal im Jahr Frauen in Unternehmen, Politik und Gesellschaft ausgezeichnet werden, die die Digitalisierung vorantreiben und sie nachhaltig gestalten. Dieses Jahr setzte GDW zum nächsten Sprung an und holte den Event unter einem neuen Namen – „FemBizSwiss Award“ – erstmals in die Schweiz. Das Motto: Beyond The Next Level. Welche Schweizer Unternehmerinnen heben mit ihrem Tun die Digita­lisierung auf die nächste Ebene? Über 150 Bewerbungen erreichten die Partnerunternehmen – darunter Accenture, die Schweizerische Post, Swisscom, Swiss Re, die Universität St. Gallen, die Hochschule für Wirt­schaft in Zürich (HWZ) und Forbes DACH; hinzu kamen als Partner die Handelszeitung mit Jurorin Melanie Loos, Inspire­925­Gründerin Sunnie Groeneveld sowie Patrizia Laeri, zuletzt Chefredakteurin von CNN Money Switzerland. Ausgewählt wurden dann die Finalistinnen und
schließlich Gewinnerinnen in den Kategorien Communication, Leader­ship und Innovation.

Erhielt mit Asylex den FemBizSwiss Award in der Kategorie Communication: Lea Hungerbühler.

Die Relevanz von klugen Ideen und innovativen Ansätzen in der Digitalisierung zeigte die Corona­virus­Pandemie in diesem Jahr deutlich. Mit ihr gewann nicht nur das Thema des Awards noch einmal zusätzlich an Bedeutung, sondern auch GDW wurde für die Preisver­leihung Anfang September einiges an innovativem Denken abverlangt. Letzten Endes wurde der Award in einem von Swiss Re zur Verfügung gestellten Gebäudekomplex in Zü­rich verliehen – unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen fanden sich Finalistinnen, die Jury und Partner­unternehmen ein, um den Gewinne­rinnen den Preis im kleinen Kreis zu übergeben. „Mit dem FemBizSwiss Award setzen wir einen Impuls für mehr Diversität“, begrüßte Ona­ran, die gemeinsam mit Patrizia Laeri durch den Abend führte, die Anwesenden. Nach der Begrüßung übergab sie das Wort an Kenza Ait Si Abbou Lyadini, Preisträgerin des Digital Female Leader Awards 2019, die die Eröffnungsrede hielt. „Wenn ihr über diesen Preis sprecht, sagt bitte nicht, ihr habt Glück gehabt, sondern: Die harte Arbeit hat sich endlich gelohnt!“, forderte sie die Finalistinnen auf.

Die erste Kategorie, Leader­ship, wurde von Linda de Winter, Head of Development und Mitglied des IT­Vorstands der Schweizeri­schen Post, vorgestellt. Zu den Fi­nalistinnen zählten Arijana Walcott und Sophie Lamparter, Gründerin­nen von Dart Labs, einem Inkubator für Teams, die Technologien für eine „menschlichere Zukunft“ ent­wickeln, Nadja Perroulaz, Grün­derin der Internetagentur Liip, die auf Holacracy setzt, sowie Bettina Hirsig, CEO bei Powercoders – und letztlich auch FemBizSwiss­Award­Gewinnerin. Powercoders ist eine Coding­Akademie für Geflüchtete. Damit geht Hirsig wichtige Heraus­forderungen in Wirtschaft und Ge­sellschaft an: Weltweit gibt es über 70 Millionen Geflüchtete, gleichzeitig sind Millionen Jobs in der IT­Branche offen. Powercoders schlägt die Brücke zwischen den beiden Welten. Die Vision: ein Netzwerk zu kreieren, das in der digitalen Welt Chancengleichheit gewährleistet und Menschen bei der Integration in die IT Branche unterstützt. 90 % aller Teilnehmer bei Powercoders schaffen es nach Abschluss des Programms, einen Praktikums­platz zu erhalten, 60 % sogar einen unbefristeten Job. Derzeit laufen die Programme in der Schweiz und Italien. Bis 2024 möchte Hirsig in zehn weiteren internationalen Städ­ten vertreten sein. Zudem bietet sie mittlerweile ein Kids Camp an, in dem eine Woche lang Kinder aus benachteiligten Familien in Themen wie Robotik oder Entwicklung von Apps eingeführt werden. „Dass ein Social Business so einen Award ge­winnt, zeigt, wo wir uns wirtschaft­lich hinbewegen – und setzt damit ein wichtiges Statement“, sagt Hirsig über ihren Sieg beim Fem­BizSwiss Award. Dass der Award Frauen in der Digitalisierung sicht­bar machen möchte, ist in Hirsigs Fall von doppelter Bedeutung: „Am Anfang meiner beruflichen Karrie­re gab es leider wenig weibliche Vorbilder, auch aufgrund fehlender Sichtbarkeit. Daher zwinge ich mich heute, wenn sich die Chance bietet, in den Vordergrund zu treten. Denn ich weiß, wie wichtig es ist, zu sehen was andere Frauen erreicht haben.“

Die Kategorie Innovation wurde von Lorena Ballmer, Digital Trans­formation & Innovation Manager bei Accenture, vorgestellt. Zu den Finalistinnen gehörten Melanie Gabriel, Mitgründerin und CMO bei Yokoy (ehemals Expense Robot AG), die Software für automatische Spe­senabrechnungen erstellt, Sophie Achermann und Kathrin Bertschy, die mit ihrer Initiative Bot Dog gegen Hate Speech vorgehen, sowie Valérie Vuillerat und Nadia Fischer von Witty Works – die auch die Auszeichnung erhielten, sich aber nicht auf ihrem Erfolg ausruhen: So planen die beiden Unternehmerin­nen, bis Mitte nächsten Jahres eine Browser Extension zu entwickeln, die die Anwendung des Tools in E­Mails oder in Microsoft Word bzw. Google Docs ermöglicht. So sollen unbewusste Vorurteile und Diskri­minierung weiter reduziert werden. Außerdem soll bald ein Bilderken­nungsprogramm das Tool ergänzen. Damit die Arbeit von Witty Works den größtmöglichen Effekt erzielt, will das Start­up bald auch nach Frankreich, Österreich und Deutsch­land expandieren. Dafür startete das Unternehmen vor Kurzem eine Finanzierungsrunde.

Gewann in der Kategorie Leadership: Powercoders-CEO Bettina Hirsig.

In der dritten und letzten Kategorie, Communication, be­fanden sich im Finale Lea Hunger­bühler, Gründerin von Asylex, Sylvie Reinhard, Verwaltungsratspräsi­dentin beim Onlinemagazin „Repu­blik“, und Gabrielle Lang, CEO des Informationsaufbereitungssoftware­herstellers Pointcast.io. Als Gewin­nerin der Kategorie wurde von Anet­te Bronder, Group Chief Operating Officer bei Swiss Re, Hungerbühler mit dem Award ausgezeichnet.

Mit Asylex bietet sie via Social Media, Chatbots und E­Mail eine unentgeltliche Online­Rechtsbe­ratung für Geflüchtete an. Damit unterstützt Hungerbühler Asyl­suchende in ihren Verfahren und möchte ihnen diese in ihren Grund­zügen verständlich vermitteln. Die Idee dazu kam ihr, als sie mit einer Freundin im Urlaub an einem ab­gelegenen Strand war: Ein Mann zog eine bewusstlose Frau aus dem Wasser – weil Hungerbühlers Freun­din Ärztin war, konnte sie schnell Erste Hilfe leisten, bis der Kranken­wagen kam.

„Sie führte eine Herzmassage durch und beatmete die Frau, wäh­rend ich danebenstand und nicht helfen konnte. Das war der Moment, in dem ich mich fragte, was mein Jurastudium wirklich bringt.“ Also gründete sie mit Asylex kurzerhand eine Non­Profit­Organisation, für die mittlerweile 80 Freiwillige in der Schweiz, Italien, im Libanon und in Griechenland arbeiten. Weiterhin sollen die Professionalisierung und das Netzwerk ausgeweitet werden, wie Hungerbühler erzählt. Durch die Arbeit in verschiedenen Ländern wird ihr Grundgedanke weitergetra­gen: „Migrationsrecht kennt keine Grenzen.“

Für sie war der Award dahin gehend eine große Überraschung, weil sie nicht erwartet hat, dass „zwei Projekte im Flüchtlingsbereich und drei Initiativen mit Fokus auf Themen sozialer Diversität gewin­nen würden. Das hat mich enorm gefreut, weil es ein schönes Zeichen ist.“ Auch nächstes Jahr soll der Award wieder vergeben werden und neue digitale Vorreiterinnen in der Schweiz sichtbarer machen – um er­neut ein Zeichen für mehr Diversität in der Wirtschaft zu setzen.

Der FemBizSwiss Award
...wurde von Tijen Onaran und Global Digital Women initiiert und dieses Jahr zum ersten Mal vergeben – in den Kategorien Leadership, Innovation und Communication. Das Ziel des Awards ist es, weibliche Pionierinnen sichtbar zu machen, die die Digitalisierung vorantreiben und nachhaltig gestalten.

Text: Andrea Gläsemann
Fotos: Andrea Heinsohn

Dieses Advertorial erschien in unserer September-Ausgabe 2020 „Women“.

,
Leitende Redakteurin

Up to Date

Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.