MADAME MONEYPENNY

Natascha Wegelin war 26 Jahre alt, als sie 2012 – nach Stationen bei Google und der Vermittlungsplattform Parship – ihr erstes Unter­nehmen gründete: wg-suche.de. Wegelin hatte damals gerade ein WG-Zimmer zu vermieten, fand aber keine geeignete Plattform, also startete sie eine solche selbst. Der Erfolg kam schnell: Fünf Jahre nach der Gründung stieg Immoscout24 bei dem Start-up ein.

Wegelin war mit dem einen Unternehmen aber offenbar noch nicht ausgelastet, denn 2015 gründete sie parallel ein weiteres Unternehmen namens Madame Moneypenny. Mit der Plattform, die die 35-Jährige bis heute führt, will sie Frauen dabei helfen, finanziell selbstbestimmter und eigenständiger zu werden. Denn in der in Deutschland und Österreich sowieso schon wenig ausgeprägten Aktienkultur – nur ein Fünftel der Bevölkerung partizipiert am Aktienmarkt, die Aktienquote liegt bei 6 % (Deutschland) bzw 7 % (Österreich) – sind Frauen noch zurückhaltender, wenn es ums Investieren geht. In den USA hat etwa ein Fünftel aller Frauen keinerlei finanzielle Vorsorge für die Zukunft; gepaart mit einer längeren Lebenserwartung sowie häufiger werdenden Scheidungen ist das ein gefährlicher Mix.

Wegelin war hingegen sehr wohl gewillt, sich die Kapitalmärkte zunutze zu machen – doch sie ging es falsch an: Die Gründung von Madame Moneypenny geht nämlich auf schlechte Erfahrungen bei einer Finanzberatung zurück. Dabei verlor die Deutsche insgesamt 18.000 € – und beschloss in diesem Moment, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen: „Nur wenn man eigene Entscheidungen trifft und auch weiß, warum, liegt die finanzielle Zukunft wirklich in der eigenen Hand“, so Wegelin. Wie bei ihrer ersten Gründung handelte sie auch bei Madame Moneypenny nach dem Motto „Das gibt es nicht, also baue ich es mir selbst auf“. Sie fing an, erste Blogeinträge über das Thema Finanzen und Anlegen zu schreiben.

Jedoch fehlte Wegelin der Austausch mit anderen Frauen, also erstellte sie eine Facebook-Gruppe. Der Anklang war groß; derzeit zählt die Gruppe 110.000 Mitglieder. Heute umfasst Madame Money­penny neben dem Blog und der Facebook-Gruppe auch Seminare, Mentoringprogramme und einen Podcast. Außerdem schrieb Wegelin ein Buch: „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können.“ Madame Moneypenny verkaufte mehr als 85.000 Bücher, hat nach eigenen Angaben mehr als 3.000 Frauen geholfen, der Podcast kommt auf Spotify auf bisher über sieben Millionen Streams. „Unser Ziel ist es, dass sich Frauen mit ihrem Geld beschäftigen und dafür die Verantwortung übernehmen“, so Wegelin. Das achtwöchige Men­toringprogramm soll genau das schaffen: Kundinnen dabei helfen, ihre Geldanlage selbst zu gestalten und auch zu verstehen, was sie dabei eigentlich tun. Auch in Zukunft möchte Wegelin ihr Unternehmen, zu dem neben ihr noch fünf weitere Mitarbeiterinnen zählen, weiter ausbauen: „Ich arbeite daran, mich selbst abzuschaffen. Wenn es Madame Moneypenny nicht mehr braucht, ist mein Ziel erreicht“, so die Unternehmerin.

Text: Zoë Stern
Foto: Jacqueline Häußler

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 8–21 zum Thema „Women“.

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